Sonntag, 12. August 2007

Schlaf und Strand oder auch Schlaf am Strand

Ich kränkel. Das heißt ich habe Erkältung und Schnupfen in einem Land, in dem Schneuzen verpöhnt ist. Rotz hochziehen ist angesagt. Wunderschön. Jede deutsche Mutter würde die Nase rümpfen ob meiner schlechten Erziehung.
Entweder rafften mich die oft zu kühlen Klimaanlagen (außer die im Büro natürlich, die funktioniert nicht richtig) dahin oder der Freitag Abend.

Da war nämlich großes Hannabi (1 1/2 stündiges Feuerwerk, zu dem man meist in Yukata geht...hahaaaa, ich aber diesmal nicht) in Kamakura angesagt. Ich ging extra eher aus dem Büro und traf die Schwester im Zug. Wir wollten zu irgendwelchen Freunden von ihr auf irgendeinen sagenhaften Aussichtspunkt nachkommen, mit Picknick und so. Die ausgedruckte Beschreibung war ellenlang. Schon bald lösten wir uns vom Strom der trippelnden Yukatapeople (geschätzte 300.000) und gingen in die genau entgegengesetzte Richtung, was mir schon spanisch vorkam, um uns dann schließlich in einem Waldstück am Arsch der Welt wiederzufinden. Gut, dass wir keine Taschenlampe dabei hatten, sonst hätten wir ja etwas sehen können. Und das braucht man ja nun wirklich nicht. Also ab dafür in den Urwald. Dschungeltemperaturen herrschten. Wir befanden uns plötzlich auf einem matschigen Weg, der so schmal und so steil war, dass er defintiv nicht offiziell sein konnte. Mein Japanohandy funzelte uns den Weg. Meine Stoffschühchen waren bald matschverschmiert, die Haare nassgeschwitzt, ich hatte ja noch eine schwere Tasche umhängen (Gepäck für ein Wochenende), die Schwester schleifte ich hinter mir an meinem Händchen her, sie kicherte verlegen (wohl, weil sie uns in diese blöde Situation gebracht hatte) "huuuch, nun sag doch, dass da ne Stufe ist....uuuuuhh, ein Brückchen", die Feuerwerkskörper böllerten noch immer in weiter Ferne, mit jedem Schritt durchs Dickicht wurde die Chance geringer, noch wenigstens eine Rakete in den Himmel steigen zu sehen, Schwesterchen am Händchen hinter mir wollte schon das mitgebrachte Picknickbrot à la Hänsel und Gretel streuen, um uns - für den Fall, dass wir nicht richtig waren - den Rückweg zu sichern (wäre aber auch unnütz gewesen, war ja stockfinster), Moskitos freuten sich über mein Blut und stachen fröhlich auf mich ein...so ein deutsches Festmahl kriegt man nicht alle Tage (mein Körper: eine Hügellandschaft), Pflanzen versperrten uns den Weg (Machete hatten wir zufällig auch keine dabei), Spinnennetze legten sich um unsere Hände, Wurzeln liesen mein Schwesterchen hinter mir straucheln und dann endlich....vernahmen wir Stimmen. Wir waren angekommen. Nach eineinhalb Stunden Fußmarsch, wahrhaft feuchtfröhlich durch den Urwald. Da, huiiiiii, eine Rakete am Firmament. Die letzte des eineinhalbstündigen Feuerwerks. Na prima. Kurze Zeit später (ca. 30Minuten) ging es dann den gleichen Weg wieder zurück. Ein wirklich schöner Freitagabend. So entspannend. Und auch so abwechslungsreich. Wenn sich die Tortur mal nicht gelohnt hat. Anschließend empfing Gipsy mich vollkommen erschöpftes Wesen, gab mir Dusche, Trinken und Sofa und ich entschlief sofort in einen 12 stündigen Schlummer. Zwischen schlafen und essen schoben wir am Samstag noch einen kleinen Ausflug zum Strand ein. Ich schaute ein bisschen den japanischen Surfern zu. Aber die sind leider so dürr, da schaut man nicht gern lange hin. Ein Feuerwerk an Lebendigkeit war ich an diesem Wochenende. Aber trotzdem schön war's, wenn auch immer noch triefnäsig. Schnief.

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