Dienstag, 16. November 2010

Neulich auf der Straße



















Ein Musterbeispiel japanischen Problemmanagements: liegt ein Müllsack auf der Straße, stellen wir sechs monströse Pylonen drumherum. Einfach wegräumen würde nicht lang genug dauern!

Sonntag, 7. November 2010

Meine Türklingel

























...voll im Trend! Man beachte die Aufschrift.

Montag, 1. November 2010

Uah Uah hahaha

Denkt man an japanische Architektur gibt es zwei bekannte Vorstellungen:

1. kunstvolle Holzstrukturen, Reisstrohmatten, offene flexible Grundrisse, Papierschiebetüren, Pagodendächer...
2. zarte, weiße Privathäuschen, interessante Formengebung, modern reduziert,...

Die Wahrheit sieht anders aus. Nicht, dass es oben Genanntes nicht geben würde. Aber es macht doch vielleicht lediglich 7% aus. Zu den restlichen 93%, vor allem in Tokyo, habe ich vor allem zwei Theorien ausgearbeitet die ich hier gerne zum Besten geben möchte:

1. Städtebau im europäischen Sinne hat es nie gegeben, gibt es nicht und wird es nicht geben. Er funktioniert hier eher nach der Devise: hast du ein Grundstück kannst du da drauf bauen, was du willst. 
Dies, gepaart mit der mir unverständlichen Tatsache, dass Japan zu einer gewissen Zeit alles und leider wirklich alles Westliche gut fand und vor allem besser als das Eigene und dabei leider dazu neigte, vor allem schlechte westliche Dinge gut zu finden, diese über- und fehlzuinterpretieren und vor allem zu extremisieren, musste zwangsläufig zum Disaster führen. Die Tatsache, dass sich Japan in der sogenannten Bubble in einer wirtschaftlichen Überphase befand, alles nach Tokyo strömte und die Stadt anschwellen ließ ohne dass Platz, Zeit und vor allem Ideen für irgendwelche Städtebautheorien gewesen wäre, machte das Disaster dann perfekt. Und jetzt lebt man halt mit dem, was damals so dahergewuchert kam, weil einem ja eh nichts anderes übrig bleibt. Dazu kommt noch die große Liebe des Japaners zu Beton in jeder Form. Für den Japaner scheint Beton nur dann gut zu sein, wenn er in großer Masse auftritt. Altehrwürdige Glaubensformen lassen sich schließlich auch modern interpretieren und somit ist der Mensch Teil der Natur und all das, was der Mensch schafft, ist somit auch Natur und in Folge dessen ist Beton ein Teil der Natur und weil Natur toll ist, muss man sie in großen Mengen "erschaffen"...Macht keinen Sinn? Willkommen in Japan.
Manche Gebäude sehen so -Verzeihung- beschissen aus, das man sich einfach nicht vorstellen kann, dass sie tatsächlich so beabsichtigt waren. Manche Gebäude nimmt man gar nicht wahr, weil sie hinter so viel Werbeplakaten, -gestellen und Neonreklamen versteckt sind, dass sie darunter zusammenbrechen zu scheinen. Manche Gebäude haben Formen, bei denen man sich fragt, ob der Architekt, sofern es einen gegeben haben sollte, im Entwurfsmoment einen Gehirnfurz erlitten hat. Und manche Gebäude sehen so martialisch, maschinenhaft, robotermäßig aus, dass man sich fürchten möchte und sich auch die im vorherigen Satz erwähnte Frage stellt. Aber hauptsache sie sind aus Beton, weil Beton ist Natur.
Doch dann.
Dann recherchiert man in seiner Fassungslosigkeit im Internet. Gibt bei google den Suchbegriff "Gehirnfurz" ein und findet bei Wikipedia den Eintrag "Metabolismus".
Und dieser Eintrag lässt die Fassungslosigkeit noch steigen, denn in diesem Artikel steht, dass das alles keine Konsequenz von Gehirnfürzen ist, sondern pure und knallharte Absicht. Geschaffen von gar nicht so unbekannten Architekten. Architekten mit Städtebauideen (offensichtlich gab es die also doch: noch mehr Fassungslosigkeit). Städtebauideen, die versuchten, mit der anschwellenden und wachsenden Metropole Tokyo Herr zu werden. Die Idee der Metabolismusarchitektur lautet demnach wie folgt:
Es wird immer Wandlung und Wachstum in den Metropolen dieser Welt geben. Die Stadt sollte daher mit Flexibilität reagieren. Häuser und Gebäude sind nicht dafür gemacht für immer und ewig zu bestehen, sie müssen im besten Fall modular, austauschbar, erweiterbar oder ähnliches sein.
Warum jetzt diese Idee genau mit maschinenartigen Gebäuden umgesetzt wurde, verstehe ich dabei nicht so ganz und daher braute ich mir meine eigene Theorie:

2. das Land, wo Tokyo jetzt drauf steht war Schauplatz einer Schlacht von außerirdischen Robotermaschinen gegen riesige Vielbeinerrobotermaschineninsekten. Dann brach der Fuji aus ---> alle Robotermonster erschrocken ---> huch--->versteinert ---> Tokyo









Dämlich?
Ok, seh ich ein.
Aber wie bitte soll man sich sonst diese teilweise Grauenhaftigkeiten, teilweise Hübschhässlichkeiten erklären? Oder dass in einem Erbebengefährdeten Gebiet mehrstöckige Monsterautobahnen mitten durch die Stadt gebaut werden, Monsterautobahnen, deren Stahlmassen hässlich rosten und bei einem großen Erdbeben bestimmt große Freude dabei empfinden einzuknicken? Oder dass dieses Land mit seiner einzigartigen und einfach nur wunderschönen und lang ausgeklügelten traditionellen Architektur, mit dieser unglaublichen Reduziertheit und Ästhetik, sich eine Hauptstadt erschafft, die eine einzige hellgraue Betonmasse nur hier und da unterbrochen von massiven, martialischen Stahlmonstern ist? Dass sämtliche Flüsse, die Lebensqualität an ihren Ufern liefern könnten zu kleinen, dreckigen Rinnsälen hinbetoniert werden? usw. usw.























Aber das wirklich Seltsame daran ist, dass ich das doch irgendwie mag. Zwar bereitet mir gerade die Flussbetoniersache immer wieder Schmerzen. Aber die Tokyoter Betonmassen, die von oben wie ein hellgrau-pastellfarbiger Brei aussehen, die lassen in solchen Momenten dann doch irgendwie wieder mein Herz positiv hüpfen, weil das ist einfach Tokyo. Und ich mag's halt doch irgendwie. Und zum Metabolismus-Fan bin ich auch schon mutiert.