Mittwoch, 25. Juli 2007

Schnipp Schnapp Haare ab

Jaja, auch ein Friseurbesuch kann hier zu einem spaßigen Erlebnis werden.
Letzte Woche haben wir zwei Kummerschwestern einstimmig beschlossen, dass wir scheiße ausschauen (zu sehen auf diesem gar entzückenden Vorherfoto) und deshalb zum Friseur müssen (einer meiner Gründe hierfür war denkbar einfach: weniger Haare, weniger schwitzen). Gesagt getan, am Montag gings los. Nina war schon da, ich kam nach. Sie hatte schon vorher erwähnt, dass der Friseur sehr witzig wäre, ich wusste also grob was mich erwartet: Spaß...und: Haare ab, natürlich. Beim Haarewaschen fing es dann schon an. Das machte - wie in Deutschland - der Lehrling und der war mehr als vorsichtig und sehr schüchtern. Ein weißes Papiertüchlein würde mir übers Gesichtchen gelegt und dann wurde mein Haar so behutsam gewaschen als könnte es zerbrechen und bei jeder Bewegung die er machte, wurde sich schön entschuldigt, so dass ich unter meinem Papiertüchlein aus dem Grinsen nicht mehr herauskam.
Beim Haareschneiden ging dann wieder das übliche Kommunikationsproblem los. 100 Zeitungen wurden angeschleppt und unverständliche Skizzen von mir und ihm angefertigt bis schließlich klar war, welche Frisur ich bekommen sollte. Gelöst schlussendlich von meiner Schwester, die unter ihrer Trockenhaube als Dolmetscher fungierte. Gar zärtlich wurden meine Härchen angefasst, Millimeter für Millimeter geschnitten (..ich war kurz davor zum Proll zu werden : "Alteeer, mach hinne, schneid sie ab die Wolle"), immer wieder nachgefragt, zwischengefragt ("soll der Pony wenn er hängt bis zur Augenbraue g
ehen oder wenn sie ihn zur Seite macht?"...checkte ich nicht, hab ich mal schön "hai hai" gesagt), zischengefönt, nachgeschnitten, strähnchenweise herumgezupft ("wie fransig will sie's denn haben?! wenig fransig, halb fransig oder sehr fransig?"), wieder geguckt, wieder gefragt, wieder ein Millimeterchen abgeschnitten, gewitzelt, gelacht ("warum ist denn ihre Stirn so heiss, hat sie Angst?!" neeeee, nich doch, ich krieg hier ja nur von nem Menschen, den ich nicht versteh und der mich nicht versteht die Haare geschnitten und der gesamte Laden steht außenrum und glotzt, aber sonst ist alls easy) bis schließlich überraschend viel mehr Haare ab waren als ich gedacht hätte bei den Millimeterchen, die er immer nur abschnitt. Die anderen Friseure lächtelten gespannt auf meine Reaktion in den Spiegel - ich lächelte ANgespannt zurück und hob schließlich beide Daumen zum Lob. Puuuh, alles gut gegangen.
Normalerweise sagt man dann hübsch danke, zahlt und geht...bei uns wurde aber noch ein kleines Fotoshooting eingeschoben und wir gebeten, doch bitte die Händchen zum Peacezeichen zu erheben (welch Fauxpas, wir sind schließlich in Japan..also echt)........
.......denn er hätte einen blog und möchte das gerne da reinstellen.....

....oh mein Gott....
....zu spät....
Heute erreichte mich im Büro eine email meiner Schwester mit einem link. Nichtsahnend klickte ich darauf um eine Millisekunde später in peinlichberührtes Prusten auszubrechen, als ich unser Granaten-Foto mit der Überschrift: "beautiful sister" auf dem Bildschirm entdeckte.......die japanisch logische, bereits bekannte und im letzten "Bericht" beschriebene Folge: alle Kollegen versammelten sich um meinen Computer: "aaaah" "oooooh" "hihihihi"
.....na prima....
Nun bin ich also in einem japanischen Friseurblog (http://yozchan.jugem.jp/) mit einem gequälten Lächeln und einer Asiatenhaar-ausgedünnten Frisur zu sehen, die bei mir bewirkt, dass ich quasi nur noch Federn auf dem Kopf habe, die stets luftig im Wind wehen, wovon ich allerdings nur wenig spüre, da sie ja sehr fedrig sind, quasi ein Hauch von Nichts...aber mein Ziel mit dem weniger Schwitzen hab ich super erreicht.
Der Text zum Bild wurde mir gerade von meiner Schwester vorgelesen, ein Auszug aus der endlosen Beschreibung unserer beiden Schnitte: "buripuritybobraurahair". Was wohl soviel heißen soll wie: Laura's hair is a very pure bob. (tschäpäniiis inglisch is se best ei tould schu!) Des weiteren ist dort zu lesen, dass meine Schwester, die unheimlich gut japanisch spricht, schon drei Mal seit Dezember da war, dass sie schon viele Freunde zu ihm gebracht hätte, wofür er sehr dankbar wäre, dass die kleine Schwester studiert, den Sommer in Japan verbringt, deutsch gesprochen hat, aber dennoch very charming war, dass wir bald zu Fujirock gingen und ihm mit unserem Besuch einen tollen Start in die Woche beschert hätten, die Woche könne nur gut werden.
Ich muss sagen, ich bin schon ein bisschen gerührt...so irgendwie...schon niedlich...wenn auch peinlich...doch ich stelle mir vor allem wiederholt die Frage: Wen interessiert so was?!?!
Und genau aus diesem Grund habe ich diese ausführlichste Berichterstattung meines Friseurbesuchs für euch verfasst. Jawollja.

Und hier das obligatorische Nachher-Bild. Mit Zahnbürste vom japanischen Dr. Best (der hier in der Fernsehwerbung vermutlich nicht gegen eine unreife Tomate, sondern wohl eher gegen ein ausgetrocknetes Sushi drückt)
Zugegeben, man sieht kaum einen Unterschied. Aber ich fühle ihn enorm. Am Hinterkopf ist Kurzhaarfrisur angesagt und wie gesagt: diese Luftigkeit...herrlich.
P.S.: Ich habe heute zum x-ten Male auf dem Weg zur Arbeit meinen Freund, den Fensterputzerbewacher getroffen. Heute habe ich mit Schrecken feststellen müssen: Er ist eigentlich eine Sie.....nunja...

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