Samstag, 21. Juli 2007

Nähere Ausführung zum gestrigen Abend

Ach, ich musste grad sehr schmunzeln als ich mir mein eigenes Gschmarri von heute Nacht durchgelesen habe und gleichzeitig war ich doch sehr stolz ob meiner Rechtschreib-Fähigkeiten, denn ich weiß lediglich noch, dass es verdammt anstrengend war, die Tasten zu treffen...hihi.

Da der Regen uns zum zweiten Mal unsere Wochenendplanung versaut (letztes Wochenende wollten wir ja eigentlich den Fuji erklimmen), bin ich nun also nicht wakeboarden und habe massig Zeit zu schreiben...hübsch versifft auf meinem Futon sitzend, mit nem Kopf schwer wie Blei und einem mit Nutellatoast gefüllten aber immer noch flauem Magen (man nennt das wohl Kater), wohlwissend, dass meine Kollegen gerade einen regulären Arbeitstag beginnen.

Ich bin ein Schwein.

Aber ich fühle mich ganz gut dabei, eigentlich.

Und da ich ja - wie bereits erwähnt - so viel Zeit habe, gönne ich es mir einfach mal, den gestrigen Tag Revue passieren zu lassen.


10.05: Ohaiogosaimas. Der Tag beginnt. Keita kommt zu mir an den Computer. "Rooora. Ju gat miiiting wis Yamashitasan." - "I have a meeting? What kind of meeting? When?" - "Now" - "Ach". Rechtzeitige Vorbereitung ist alles.

Mit reichlich Improvisationsgabe hab ich dann aber auch das hinter mich gebracht. Es ging über "ruuubaas", das sind Sonnenschutzlamellen. Ihr kleines elektronisches Wörterbuch hat dieses Wort ausgespuckt ("louvers") und seitdem benutzen sie es ständig und ich hab lang gebraucht um herauszufinden, über was genau ich da eigentlich im Internet recherchieren soll und bin mir auch immer noch nicht sicher, ob das überhaupt das richtige Wort ist. Nunja. Ich sorgte auf jeden Fall für große Augen und großes Staunen als ich bei der "gemeinsamen Ideenfindung" auf japanisch(!!!) von recycelten Kunststoffen berichtete (da ich ja nicht wusste, über was sie gerade sprechen, hab ich einfach auf gut Glück Schlagworte in den Raum geworfen). "Oooooh. Aaaaah. Ai not laik USA. Battt ai laik tschömäniis. Sey häf gudd täcknolodschiis". Vielen Dank. Leider sehen sie mich nun als Spezialisten des ökologischen Bauens. Weil wenn man deutsch ist, dann ist man das anscheinend ganz automatisch. Na Prost Mahlzeit.

12.00: Modellbau folgte. Denn ich hab ja ein Haus entwerfen dürfen und fand mich plötzlich Modellbauend wieder. Ich als der Modellbau-Star. Mist. Aber ich hab mir große Mühe gegeben. (Das Projekt erinnerte mich auch irgendwie ein wenig an "Einsatz in 4 Wänden"...soundsoviel Quadratmeter, das und das muss drin sein...Küche 2,55m lang usw.)

15.00: zurück aus der Mittagspause erlebte ich das Phänomen des Japaners in seinem Verhältnis zu Fotos. Tjaja. In der Mittagspause erzählte ich Keita stolz wie Oskar von der Abschiedsüberraschungssushifeier in Coburg und dass Niki da jetzt die Fotos ins Netz gestellt hat und wie sehr ich lachen musste als ich sie entdeckt hab und musste ihm dann natürlich versprechen, ihm diese im Anschluss zu zeigen. Tat ich. Grober Fehler. Denn ich öffnete das erste Foto und kam zu den Worten "this is..." da stürmte auch schon das ganze Büro - ALLE - wie eine wildgewordene Herde an meinen Computer, grinste, lachte und kommentierte alle Bilder mit freudestrahlenden "aaaaahhhhs" und "ooooooohs"...bis ein Foto vom Flo erschien, da wurde das "aaaaah" zu einem "aaaaah, boyfurendo" erweitert. "Moment, neee, nix boyfriendo, good friendo". Aber gut, das war wohl schon zu spät, denn da wurde schon allen Nichtenglischsprechenden erklärt, dass das der Rooora-Boyfurendo ist. Na bitte. Sollen sie denken, was sie wollen. Ich freue mich wenn sie sich freuen. Und ich freue mich auch ungemein, dass jetzt alle meine Kollegen mich und meine Freunde mit feuchtfröhlichen Dummgrinsgesichtern kennen.

19.00: Meeting mit den Bauherren für die Häuschen: Vater, Mutter, Blödkind. Mit Tamagotchi um den Hals gehängt. Schlürfend, sabbernd, Modelle zerstörend, Füße auf den Tische legend, rumnörgelnd und vom Papa dafür immer nen Klapps auf den Kopf bekommend. 4 Häuser wurden ihnen zur Auswahl gestellt. Mein Chef breitete die Grundrisse auf dem Tisch aus und meine beiden Kollegen (die ganz gern Tshirts mit lustigen Aufdrucken tragen, hatten sich extra über ebendiese adrette Hemdchen angezogen) saßen still daneben. Ich war nicht adrett, saß aber auch still daneben. Bis er anfing zu erklären. Da hätte ich am liebsten meinen grünen Tee über den Tisch geprustet, denn er klang so bescheuert, dass man hätte denken können, er würde ersticken oder hätte sich verschluckt. Japaner reden wohl bewusst abgehackt, wenn sie etwas erklären, das erzählte mir Nina heute Morgen, aber das wusste ich ja zu diesem Zeitpunkt noch nicht. "no...e...ata no..des no....takano no....hiha no...nit no...krmurz no...kiiitscheen no...walkspace no..nta no..."
Faszinierend, mit wie wenigen Vokalen und mit wie vielen Konsonanten man eine gesamte Hausgestaltung erklären kann.

19.45: Höchste Zeit zu gehen. Ich sollte auf eine "Party" von Shima, deren emailadresse mir Bernhard netterweise aber vor Partyexzessen warnend weitergegeben hat, nachkommen. (Das Ende ist bereits bekannt. So viel zur Warnung). Also ab in die Ubahn. (Mein Freund der Fensterputzeraufpasser stand morgens wieder und abends immernoch da und bewachte mit ernster Miene den Gehsteig und die sich darauf befindenden Blumentöpfe) .

Es wurde großartig.


Man muss sich das sehr typisch vorstellen: Japanisches Minirestaurant. Man sitzt am Boden und zieht -natürlich- die Schuhe aus. Das ganze Lokal voll mit Anzugträgern mit Aktentäschchen, frisch von der Arbeit und schon raketenvoll. Unser Tisch genauso voll mit uniden
tifizierbarem aber sehr leckerem Essen, mehreren Bier- und Sakegläsern und drumherum kreischende Japanerinnen. Kaum gesetzt stand auch schon ein Bier und ein Glas vor mir und füllte sich mit Sake aus einer riesigen Flasche. Wer kann der kann. Lieber klotzen als kleckern, ne?! Weißte bescheid. Und sofort ging das Anstoßen los: "kampaiii" (meine ich mich zu erinnern) "Laura, how do you say in Germany?" - "Prost" - "Aaaahhh. PUUUST" (Naja, fast) Aufgrund der Tatsache, dass dieses Sake-"Fass" schon nur noch viertel voll war, waren die männlichen Japaner auch schon um einiges unschüchterner und es dauerte nicht lang bis Shima die ersten Fragen à la "wie findest du japanische Männer?" "wen von uns findest du am attraktivsten?" usw übersetzen musste. Na prima. Instinktiv hätte ich am liebsten geantwortet: "also für Japaner seht ihr ganz gut aus, aber ich steh leider so rein gar nicht auf Japaner" Aber die Höflichkeit verbietet einem so was ja noch im richtigen Moment. "Laura, how do you say?" - "Prost" - "Aaaaah. POST" (Knapp daneben) Ich versuchte mich also herauszuwinden wie ein Aal und aß einfach ein Stück von ebendiesem, weil mit vollem Mund soll man ja nicht sprechen. "Laura, how do you say in Germany?" - "Prost" - "Aaaah, PROSTATA" (Volltreffer)

So ging der gesamte Abend. Alle war
en wirklich witzig, saugastfreundlich, laut, verrückt und betrunken. Man stolperte also gemeinsam aus dem Lokal heraus, die kleinen Mädels knickten auf ihren hochhackigen Schühchen um, die Jungs stützten sie und kaum im anschließenden Club angekommen, kippte die eine auch schon um und fiel in einen schlagartigen Tiefschlaf. Herrlich. Beobachten macht Spaß. Und den Abend mit diesen Leuten zu verbringen noch viel mehr. Ich hoffe auf baldige Wiederholung, allerdings werd ich dann arm.

Als ich heute Morgen dann erfuhr, dass Wakeboarden gestrichen ist, legte ich mich nochmal hin für ein kleines Nickerchen und erschauderte als plötzlich kurz die Erde bebte. Das hatten wir ja erst letztes Wochenende. Aber ich versuchte Ruhe zu bewahren. Im Halbschlaf nicht allzu schwer. Da...nochmal ein Erdstoß...mannmannmann.....aber wie gesagt: ruhig bleiben, geht alles vorbei. Trotzdem unheimlich. Beim Frühstück fragte ich Schwager Svensan ob er auch die zwei Erdstöße grad bemerkt hätte. Hat er nicht......hmmm..vielleicht der Sake?!


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