Sonntag, 17. Oktober 2010

Massig

Alle Menschen mit einem ausgeprägten Hang zu wohlgeformten Hinterteilen, die diesen Spleen gerne ablegen möchten: hier kommt Eure Rettung.

Alle Menschen, die mit dieser Vorliebe gut leben können und diese auch gerne beibehalten möchten, sollten unter Umständen vielleicht nicht weiterlesen und auch nicht nach unten scrollen.

Dies nur als Warnung vorab. Nur damit mir nachher nicht vorgeworfen werden kann, dass ich das besser mal hätte machen sollen. Weil ich persönlich finde das ja nicht nötig. Nach einem ganzen Tag in einer Sumoarena habe ich mich nämlich dahingehend verändert, dass ich irgendwann großes Vergnügen dabei empfunden habe, massige Hinterteile zu fotografieren und tiefgehende Diskussionen über die Orangenhautfurchenausprägung der Kämpfer zu führen.

Aber fangen wir mal von vorne an. Von ganz früh. Ca. 8Uhr. Denn das wird einem empfohlen, wenn man die billigsten Tickets erwerben möchte, die man nicht schon Monate, ach was sag ich, Jahre vorher reservieren kann. Wir hielten uns an diese Empfehlung und waren in Erwartung an große Menschenansammlungen und lange Schlangen vor den Ticketschaltern um diese Uhrzeit an der Arena. Menschenansammlungen waren aber nicht da. Und da erinnerte ich mich an die Abendkurse an meiner Sprachschule, die darin bestanden über aktuelle Nachrichten aus aller Welt zu sprechen. Wir brachten dabei immer fleißig die deutschen News an und unser Lehrer legte meist mit japanischen nach. Und da es langsam etwas fad wird, dass die Japanischen Staatsoberhäupter/Premierminister sich gerne im Wochenrhythmus abwechseln, haben sich die Sumoringer einen Skandal ausgedacht und illegal auf Baseball gewettet. Und weil illegal in Japan quasi gleichbedeutend mit der Yakuza steht, ging ihr Plan auf und sie standen wochenlang in den Zeitungen, kamen im Fernsehen vor, mussten ihre Karrieren niederlegen, sich vor Gerichten verantworten und sogar akzeptieren, dass sich das öffentlich rechtliche Fernsehen dazu entschied, ihre Turniere in diesem Jahr nicht wie gewohnt zu übertragen. 
Naja, ok. Sehr wahrscheinlich sogar haben sie das nicht mit Absicht gemacht, denn sehr wahrscheinlich wollten sie sich einfach nur ihre Bundesligafußballerähnlichen Gehälter noch ein wenig aufbessern. Aber offensichtlich haben sie sich während ihrer Wettspielchen den ein oder anderen Zentner Pizza zu viel liefern lassen und irgendein Bote hat die Sache dann ausgeplaudert. Wie auch immer. Jedenfalls war der Skandal perfekt und daher natürlich auch die Menschenschlange vor den Ticketschaltern viel geringer als im Internet beschrieben oder sagen wir gar nicht vorhanden, denn ganz Japan war zutiefst erschüttert.
Ich hatte mich jedenfalls zu spät daran erinnert und somit waren wir viel zu früh da und hatten so das große Vergnügen, fast komplett alleine die stundenlangen Sandkehrvorbereitungen mitzuverfolgen. Halten wir es kurz und sagen wir: sie waren sehr japanisch. Was heißt: sehr gründlich und für den meisten Durchschnittseuropäer mit dem leichten Hang zur Arbeitseffizienz hier und da nicht unbedingt nachvollziehbar.
 































Nach zwei Stunden Kehren durften dann die Sumojungspunde ran. Mir persönlich waren die ja viel zu dünn. Einer aber viel aus der Reihe. Ich würde darauf tippen, dass er der Streber in seiner Kampfklasse ist, denn er hatte schon vorgegessen. Seine Partie schien daher etwas unausgeglichen.



















Danach kam die etwas höhere Kampfklasse. Mit ihr glich sich das Aussehen der Kämpfer dann auch langsam an das Bild eines Sumokämpfers in meinem Kopf an.



















Außerdem stieg auch die Zeit der Vorbereitungszeremonie. Denn so viel haben wir gelernt: Je höher du kämpst, desto mehr Show darfst du vorher machen und irgendwann darfst du dann auch Salz werfen. Außerdem steigt mit der Kampfklasse auch die Farbendichte und Stoffmenge der Schiedsrichtergewänder. 



























Und weil man bei einem ganzen Tag Sumo dann doch mal was von dem Sport verstehen und nicht nur über die fiesen Baseballmachenschaften bescheid wissen will, haben wir alle fleißig gegoogelt über die Kämpfer und Regeln und so weiter und waren dann alle ein bisschen aufgeregt auf die Runde der allerbesten und vor allem den Kampf des allerallerbesten (seineszeichens Yokuzuna genannt). Der hatte zu diesem Zeitpunkt 60 Kämpfe in Folge gewonnen. Der Rekord liegt bei 67. Vermutlich hat er diesen mittlerweile gebrochen, sonst hätte man bestimmt darüber lesen können, wie er vom Publikum mit Sitzkissen beschmissen wurde. Das ist nämlich offizieller Brauch, sollte dieser Yokuzuna von einem schlechteren Kämpfer geschlagen werden. Sehr schöne Regel. Der derzeitige Yokuzuna ist im Übrigen ein Mongole und nennt sich Hakuho.

Und nun noch mehr, was das deutsche Fernsehen nicht überträgt:
Zu Beginn der Runde laufen alle Kämpfer der Kampfklasse ein und tragen modische bunte Schürzen....



















...dabei werden sie namentlich genannt, der Schiedsrichter macht dann so ein Ritualding (allgemein sehr beliebt bei diesem Sport) und dann machen die Kämpfer ein kleines Tänzchen und werfen die Ärmchen in die Höhe.




















Aber zum Glück bedecken die modischen Schürzen nur die Vorderseite, weil sonst könnte man ja keinen Blick auf die wohlgeformten Hinterteile erhaschen. Hach....


















Nach dieser Tanzeinlage kommt ganz zum Schluss der Yokuzuna mit seinem Gefolge und macht nochmal ein eigenes Ritualding mit viel Stampferei, die  von den Zuschauern mit begeisterten und beeindruckten "Uuuuuh"s kommentiert wird. All dies vollführt er in einem modischen Papierröckchen mit Hörnern.
Ja, wirklich.






















Dann beginnen die Finalkämpfe, die sich in ca. 10Minuten Salzschmeiserei, Gestampfe, UhAh und böse anschauen und 30Sekunden Kampf aufteilen. Bei beliebten Kämpfern schreien Frauen im Zuschauerraum gerne die Namen mit hysterischen Stimmen. Man darf nämlich nicht vergessen, dass so ein Sumoringer sehr beliebt ist bei Frauen. Ja man sagt sogar, die Sumoringer hätten die hübschesten Frauen des Landes. Vermutlich liegt das allerdings weniger am Aussehen als am Geld, denn das haben sie zu Genüge. Denn auch Sumokämpfe werden gesponsort. Allerdings stilvoll. Die Werbenden Firmen sind hier auf bunte Stofffahnen geschrieben oder gestickt und werden um den Ring getragen (besonders entzückend fand ich die 20 Mc Donald's Fahnen) und nach dem Kampf bekommt der Gewinner auf dem Fächer des Schiedsrichters ein weißes Paket überreicht. Dieses startet mit einem schnöden Umschlag und endet beim Yokuzuna in einem fetten Paket und ist gefüllt mit Geld. Nicht schlecht.

Der letzte Kampf gehört Hakuho, der seinen Gegner natürlich platt macht - es werden daher leider keine Kissen geschmissen - und schon ist ein langer Tag in der Sumoarena vorbei. Schwupps. 
Aber weil's so schön war, hier nochmal ein paar pikante Detailaufnahmen:







Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen