Montag, 14. Juni 2010

Hong Kong





















Lange habe ich nicht geschrieben. Viel ist passiert. Ein Zusammenhang ist hierbei nicht ausgeschlossen oder sogar sehr gut möglich.

Eine Sache unter den Viel-Passierten ist ein Kurztrip nach Hong Kong. Für mich das erste asiatische Land außer Japan. Und obwohl es nicht wirklich weit entfernt ist, war es sehr aufregend anders. Vor allem aber war es aufregend zu bemerken, wie stark ich schon durch meine lange Zeit in Japan beeinflusst bin. Positiv wie negativ gesehen.Positiv ist mir hierbei einmal mehr bewusst geworden, wie unfassbar sauber Tokyo in Anbetracht seiner Größe und Bewohnerzahl ist. Und das überall. Und das manchmal sogar fast schon steril. Manchmal ist das schade, aber oft natürlich auch sehr angenehm.

Hong Kong dagegen ist nicht so sauber und somit eine sehr wilde Mischung von arm und reich, dreckig, stinkig, laut, Käfigwohntürmen, unfassbarem Smog, regem Handel auf dem Meer, Europa und Asien und blitzsauber, wunderschön durchdesignt und Ruhe pur mitten in der Natur, die sich urplötzlich in Form eines undurchdringlichen Urwaldes direkt hinter der Stadt auftut. Überhaupt bahnt sich die Natur überall ein bisschen ihren Weg. Zwischen, mitten, in, auf, vor und an den Fassaden der Käfigwohntürme finden sich Pflanzen oder wachsen kleine Bäume.

In Tokyo findet dies auch statt, aber wesentlich geregelter. Natürlich. Tokyo ist ja Japan. Dass die Pflanzen nicht von uniformierten, Leuchtstabbewaffneten Aufpasserwinkern an ihren Wachsplatz eingewiesen werden, wundert mich sogar ein bisschen.


In der Ubahn wird geredet, Leute fassen sich an, kleinere und größere Gruppen unterhalten sich laut und lachen egal wo, egal zu welcher Tageszeit auch ohne Alkoholeinfluss. Komischerweise schreien sie sich oft an. Manchmal hatte ich das Gefühl, Hong Kong-Chinesen unterhalten sich am liebsten über weite Entfernungen, weil sie dann schreien können. Wenn man also einen schreienden Chinesen sieht, kann man sich fast sicher sein, dass der Schrei(-Gesprächs-)partner die am weitesten entfernte Person ist.

Das ist in Tokyo anders. Da wird natürlich nicht geschrien. Allerdings quäkt man da wie ein Hundespielzeug, auf das man versehentlich drauf getreten ist. Ob das so viel besser ist, weiß ich nicht.

Die Menschen auf der Straße nehmen sich gegenseitig wahr und lachen sich an, auch bei kleineren Zusammenstößen und Anrempelungen.
In Tokyo fast undenkbar. Wenn man jemanden anrempelt, muss man den Kopf senken und den Schritt beschleunigen, sonst könnte derjenige ja merken, dass man der war, der ihn angerempelt hat.

An das alles und natürlich an die Freude am Schreien musste ich mich erstmal (wieder) gewöhnen so lange habe ich es nicht mehr mitbekommen. Anfangs empfand ich es sogar als störend, obwohl es doch eigentlich ganz normal ist, vom Schreien mal abgesehen.

Für mich war die Stadt aber vor allem durch ihre europäisch-chinesische-Geschichte sehr spannend, in Hong Kong der englische Einfluss - in Macau der portugiesische. Mitten im tiefsten Asien. Am faszinierendsten, gleichzeitig aber auch am schockierendsten waren die Käfigwohntürme, die für noch höhere Mieten als in Tokyo noch weniger Wohnqualität bieten. Sie haben mich ständig wie in einem Endzeitfilm fühlen lassen. Vor allem nachts wenn sie die Neonlichter aus den Wohnungen partiell in schummriges, unheimliches Licht tauchen. Die Stimmung und das Aussehen dieser Häuser lassen einen fühlen wie im Ghetto und denken, dass bestimmt wilde Geldwäsche-, Prostitutions- oder Drogengeschichten hinter den Fenstern von statten gehen. In Realtität sitzt aber wahrscheinlich einfach nur eine kleine Familie um den Tisch und isst Reis. Schon sehr befremdlich.



























Aber positiv faszinierend waren das satte Grün der mächtigen Natur und die Nähe des Meeres, auf dem zu jeder Tages- und Nachtzeit ein Gewusel an verschieden großen Schiffen einem den weltweiten Handel und somit das Zusammenrücken unserer Welt deutlich macht. Wenn man dann abends am Hafen sitzt und die Lichtshow der Hochhäuser auf der gegenüberliegenden Seite betrachtet während vor einem alte, ebenfalls wunderschön beleuchtete chinesische Schiffe vorbeifahren, kann man schon sehr sentimental werden.

...und sich fragen, warum Tokyo es nicht geschafft hat, diese Fasziniation des Meeres an irgendeiner Stelle der Stadt hervorzuheben, anstelle alles mit hässlichen Lagerhallen vollzupflastern, was sich irgendwie in Meeresnähe befindet.

Hong Kong 





















Das berühmte Jumbo Floating Restaurant von vorne und hinten. Gut, dass das deutsche Ordnungsamt hier nie vorbeikommen wird.


Eines der typischen Fischerboote, auf denen viele auch wohnen



















...und sein Interior Design













































































U-Bahn-Sterilität









































Beautiful Smog-Watch



















Typisches Straßenbild

Macau:










Laden für Eier und vor allem Eidotter in jeglicher Variation. Ich hab auf's Probieren verzichtet, nachdem ich gesehen habe, wie ein Kleinbus stundenlang seine Abgase den zum Trocknen ausgelegten Dottern geschenkt hat.


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