Sonntag, 8. August 2010

ニッチツ

Gestern war es einmal wieder so weit. Inspiriert von Hashima machten wir uns auf zu einer erneuten haikyo-Tour (wie man das hier offensichtlich nennt) in die Berge in die ehemalige Minenstadt Nicchitsu, die seit einigen Jahren vor sich hinverfällt und -rottet. Von entsprechenden Blogeinträgen und Internetseiten kannten wir einige Fotos und auch die etwas unheimliche Geschichte eines eingelegten Gehirns, das noch immer in der ehemaligen Arztpraxis dieses Dorfs ein unheimliches Dasein fristet.

Es ist schon sehr faszinierend, dass es in Japan so viele von solchen Orten gibt und dass es sie so überhaupt geben darf. Natürlich gibt es dort viele Absperrungen und "Gefahr" und "Betreten verboten"-Schilder, aber wirklich abhalten können diese keinen. Im Gegenteil, sie sind meist sehr leicht zu durchsteigen, übersteigen, druntersteigen usw. Außer natürlich auf Hashima, leider.
Dass das Ganze tatsächlich nicht unbedingt ungefährlich ist, wurde uns schnell beim Anblick von schiefen, durchgemoderten, zusammengebrochenen und verfaulten Böden, Decken, Wänden usw bewusst. Denn so wie wir die Häuser von Fotos kannten, sah dort nichts mehr aus. Und irgendwann müssen diese Dinge ja mal in diesen Zustand geraten. Man kann also immer nur hoffen, dass es nicht in dem Moment passiert, in dem man sich gerade darin befindet.
Dennoch ist es die Spannung und die Faszination, die solche Orte ausstrahlen, vollkommen wert, sich ein bisschen dieser Gefahr auszusetzen...wie ich finde:

Manche Räume sehen aus, als wären sie gerade erst verlassen worden oder sogar als würden sie noch belebt werden. Man findet Messizimmer genauso wie frisch gemachte Betten mit darauf platzierten Puppen. Ob dies tatsächlich so verlassen oder von Gleichgesinnten haikyo-Fans absichtlich so hindrapiert wurde, bleibt dabei natürlich immer fraglich. Dennnoch, bei jeder Tür, die man öffnet oder öffnen kann, bei jedem Haus, in das man hineinkommt und bei jedem Raum, den man betritt, macht das Herz einen kleinen Satz vor Aufregung.
Man findet Elektrogeräte, mit denen man auf Flohmärkten vermutlich ein Vermögen verdienen könnte, neben komplett verschimmelten Zeitungen von vor vielen Jahren. Teller, die dort stehen, als wäre gerade erst davon gegessen worden und hunderte von Pornoheftchen- Pornmangas und Pornovideos. Dies scheint eine gewisse Regelmäßigkeit zu haben. Bei allen Touren, die ich dieser Art bisher gemacht habe, waren diese nämlich zu finden. Mein liebster Fundort dafür war auf dem Dachboden eines leergeräumten Berliner Mietshauses unter einer Diele versteckt. Wie dort die kleinen Jungs des Hauses zusammen heimlich und beschämt kichernd nackte Erwachsenefrauenbrüste anschauten oder vielleicht auch der frustrierte Ehemann aus dem 3. Stock ein wenig Ablenkung suchte..beides kann man sich bildlich vorstellen. 
Und genau das macht auch das Spannende aus. Auf etwas unheimliche Weise kann man die Bewohner noch ein bisschen spüren, man kann sich alles bildhaft und belebt vorstellen, die wildesten Geschichten ausmalen oder versuchen, diese aus den Fundsachen zusammenzufügen. Ich kann zwar nicht verstehen, wie man sein Hab und Gut einfach so zurücklassen, quasi einfach nur eine Tasche packen und den Rest einfach so lassen kann, als würde man nur kurz verreisen, aber ich freue mich natürlich auch darüber. Denn nur so kann ich solche spannenden Wochenendausflüge machen.





























































































































































































































































Hier noch ein link zu einer Seite, die sich ausschließlich mit Haikyo beschäftigt und die Nicchitsu noch vor einigen Jahren zeigt.
http://home.f01.itscom.net/spiral/nichitsu/nichitsu1.html

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