Dienstag, 21. September 2010

So was von Japan!

Zu meinem einjährigen "In Japan"-Jubiläum habe ich es endlich nach Kyoto geschafft. Hätte ich gewusst, wie typisch japanisch und wie schön es da ist, wäre ich schon eher gefahren und hätte nicht auf Besuch gewartet, mit dem ich das machen kann.

Kyoto und Umgebung ist so ziemlich das, was man sich unter Japan vorstellt und genau deshalb hat es mich unendlich glücklich gemacht, denn das habe ich oft vermisst.
Gut, man kann jetzt nicht behaupten, dass sich das allgemeine Stadtbild des modernen Kyotos wesentlich von allen anderen größeren Städten Japans unterscheidet. Auch hier findet man viel Beton, von oben betrachtet die immer gleiche hellgrau-rosa-Quader-Masse. Auch hier reiht sich ein schillernder Getränkeautomat an den anderen. Lautsprecherdurchsagen, überall wo man sie braucht und nicht braucht. Und Schreihälse, die einen in ihre Lokale locken wollen....aber doch irgendwie anders. Und vor allem mit mehr Stil. Zumindest nach meinem Geschmack:

Denn endlich habe ich öffentlichen Raum gesehen, den Menschen gemeinsam an warmen Sommernächten nützen. Endlich Straßenkünstler und Musiker, die sich dort ebenfalls tummeln und bejubeln lassen. Kleine verwinkelte, Kopfsteinpflasterbedeckte Sträßchen gesäumt von alten wie neuen traditionellen Gebäuden. Liebevoll restaurierte, alte Häuser mit viel echtem Holz. Geschmackvolle Läden mit Kunsthandwerk, einer am anderen. Lokale mit großen Terrassen auf Stelzen zum Fluss hin - voll gepackt mit Menschen. Natürlich eingewachsene Flussläufe durch die Stadt, an denen Fußgängerzonen entlangführen und zu denen modern eingerichtete Lokale ihre Fensterfronten hinauszeigen lassen. Cafés, die japanische Nachspeisenzutaten mit europäischer Nachspeisenessweise mischen und Macha-Fondue anbieten und Oasen der Ruhe sind. Entspannte, freundliche, hilfsbereite, offene Menschen, die deutliches Japanisch sprechen, nicht in einen hineinlaufen, weil sie in ihre Handies starren oder einfach nur in anderen gedanklichen Sphären schweben und die nicht mit dem Fahrrad auf der falschen Straßenseite fahren und dabei so tun als gäbe es den ihnen entgegenkommenden Menschen nicht. Und überraschenderweise viele Frauen ohne billige Stilletos, dafür mit normalen Schuhen.







































Und Tempel. Viele Tempel. Viele wunderschöne Tempel, in deren beleuchteten Höfen man nachts herumspazieren kann und etwas seltsam und sehr asiatisch anmutenden Klängen aus dem Inneren lauschen kann. Oder vor denen man von netten Asiatinnen angesprochen wird, ob man ein gemeinsames Foto machen dürfe, weil man so exotisch aussähe. Oder von süßen alten Lehrern, die fragen, ob ihre Schülerinnen ein Interview auf Englisch mit einem führen dürften, um  sprechen zu üben. Die dann danach 10 Gruppenfotos mit einem machen, was wiederum mehrere Touristen mit schelmisch grinsenden Gesichtern ebenfalls fotografisch festhalten müssen. Was aber wiederum nicht stört, weil man sich gerade fühlt wie ein Filmstar, da man den Schülerinnen Autogramme geben muss.








































































































Und ein Designkapselhotel als totalem schwarz-weiß-reduziert-Kontrast zu dem ganzen Traditionellen. Eines, in das sich auch Frauen einbuchen können. Eines, in dem man nach dem Duschen in schwarze Agentenschlafanzüge schlüpfen kann um auf der schneeweißen Treppe Beatles' Abbeyroad-Cover nachzuspielen, was mehr oder weniger gut gelingt aufgrund Lachens. Eines, in dem man mit automatischer Lichtsteuerung aufgeweckt wird. Und vor allem eines, in dem einem das Designerherz aufgeht.







































































Und Nara in nächster Umgebung. Nara mit bekloppten Hirschen und sagenhaften Riesenholzhallen. Mit gemütlichen Cafés mit frisch gepressten Säften. Und mit einem Laternenfest am Abend, das nur und gerade an unserem Besuchsabend stattfand.


























Und dem Inari-Trail auf dem Weg nach Nara. Ein Wanderpfad durch den Wald. Gesäumt von tausenden orange farbenen Toren, dessen Bedeutung ich dennoch nocht immer nicht weiß.































Und mit dem Koyasan, der auch nur 2 1/2 Stunden entfernt liegt. Ein Berg mit einem einzigen alten Dorf darauf. Ein Dorf einer uralten Glaubensgemeinschaft, deren Anhänger sich seit tausenden von Jahren auf einem riesigen Friedhof mitten im Wald unter unglaublich hohen Bäumen beerdigen lassen. Deren Gräber teils von Moos bewachsen und verfallen sind oder mit ganz neuen Granitsäulen glänzen.



































































Hach, war Kyoto schön!

Sonntag, 5. September 2010

Ein Artikel von Gastautorin Kuwmmir Laurikova

Was dabei herauskommt, wenn man eine Fährenreservierung auf Japanisch aufgrund panischer Schweißausbrüche wegen irgendwann eintretender ganzheitlicher Verständnisschwierigkeiten abbricht, um mit bebender Stimme zu fragen, ob irgendein Mitarbeiter anwesend sei, der Englisch versteht, dem man zur Reservierungskomplettierung schlussendlich seinen Namen buchstabiert, ist hier ersichtlich:

























Aufgrund der bereits erwähnten Panik und Verzweiflung und Enttäuschung kann ich mich noch sehr gut an dieses Telefonat erinnern. Es lief ca. so ab:

"What's your name?"
"Kummer. Or in Japanese Kuma. Like bear."
"Can you spell that?"
"Sure. K-U-double M-E-R."
"K-W...?!"
"No, K-U-double M. Two m's"
"So K-W-MM..."
usw usw

Naja, das Ergebnis ist bekannt.
Sehr beruhigend, dass nicht nur ich Schwierigkeiten mit dem Verständnis der jeweils anderen Sprache bei diesem Telefonat hatte.

So bestieg ich also als Russin die Fähre Richtung Nijima. Eine Insel, die einige Stunden vor Tokyo liegt und ausgezeichnete Surfmöglichkeiten bietet.
Ein weiterer Wochenendtrip aufgrund meiner geradezu widerlich priviliegerten 4-Tage-Woche. Ein Wochenende unter alternativen Camping-Japanern. Schwarz (so sagt man das hier) gebrannt, langhaarig, Schlabberklamotten, cool. Sphärische Tänze ums abendliche Lagerfeuer blieben aber zum Glück aus.

In der richtigen Umgebung mutierte ich schnell von Russin zu Surferbraut.
Grazil räkelte ich mich unter einem selbstgebauten Sonnendach (eindeutig Architekten am Werk!) am Strand, las, schaute hier und da mal Richutng Wasser und feuerte innerlich meinen coolen Surferboy auf den wilden und tosenden Wogen da draußen an. Kam er zum Aufwärmen unter mein Sonnendächlein, analysierte ich gemeinsam mit ihm fachmännisch die momentane Beschaffenheit der Wellen.

Abends, wenn das Essen auf dem Campingkocher brutztelte, ließ ich mich von meinen Freunden, den Moskitos, so zusammenstechen, dass ich eine dritte Persönlichkeit an diesem Wochenende annahm. Von Russin, zu Surferbraut, wandelte ich mich zum Streußelkuchen. Steht mir ausgezeichnet. Keine Stelle am Körper wurde ausgelassen. Sehr konsequent und gewissenhaft, die Moskitos von Nijima.

Und weil ich mich jetzt leider schnell wieder mit Kratzen beschäftigen muss, müssen jetzt Fotos den Rest des Wochenendes erzählen:


















Space-Invader-Haus. Ein weiterer architektonischer Augapfel.

















 
Feind




































Barbie kam auch zum Surfen

























Nochmal eine kurze Kratzpause.
Auf dem Heimweg auf der Fähre (ich war wieder Russin), wurde ich seit langer Zeit mal wieder von einem japanischen Automaten überrascht: Ein Automat für frittiertes Essen! So was gibt's bei uns in Russland natürlich nicht und deshalb habe ich das Zubereiten und das Aussehen der wirklich köstlichen Pommes bildlich festhalten MÜSSEN. Ein wahrer Gaumenschmaus von partiell kalten und rohen, schlabbrigen, ungesalzenenen Riesenkartoffelbatzen!


























































Ich als Russin, präferiere Kartoffeln dann doch lieber in Form von Wodka.

Bleiben Sie mir gewogen,

Ihre Kuwmmir Laurikova


Donnerstag, 2. September 2010

Origami Attacke

Lebensmittelblockade
Luftangriff