Sonntag, 23. Mai 2010

I love Kabukicho

Meine Wohnung liegt zwischen mehreren Bahnstationen, die alle nicht mehr als 5 Minuten zu Fuß zu erlaufen sind. Und trotzdem bevorzuge ich es, meist 15 Minuten nach Shinjuku zu laufen. Nicht nur weil dort von Tokyos 8569 Bahnlinien geschätzte 4532 abfahren und ich es mir so spare, für eine Station noch umzusteigen. Sondern vor allem, weil ich so die Möglichkeit habe, durch das Kabukicho zu laufen. Und das lässt jedes Mal pures Tokyo-Glücksgefühl in mir aufkommen. Sonderbarerweise handelt es sich dabei um das Rotlichtviertel Tokyos, was mich manchmal selbst etwas wundern lässt und mich bei meinen Lehrern bestimmt schon in ein etwas komisches Licht gerückt hat, aber ich versuche das mal ein bisschen zu erklären.

Japan und vor allem Tokyo ist ein Land / eine Stadt der krassen Gegensätze und das findet sich dort ALLES. Traditionell, ruhig, zurückhaltend-schlicht mit strengen gesellschaftlichen Regeln im Kontrast zu vollkommen durchgeknallt, sexuell extrem oder vollkommen krampfig-verklemmt.
Die für Japan typischen, für mich oft armeeartig wirkenden (da alle gleich groß, alle schwarze Haare mit langweiliger Frisur, alle schwarze Anzüge, alle schwarze kleine Aktentäschchen) サラリーマン (sararaiiman - salary man). 
Zuhälter (in weiter geschnittenen aus den 80ern stammenden Anzügen, oft über 50, mit dünne Schnurrbärten, gegelten Frisuren und Slippern).
Yakuzas, deren Chaffeure gerne mal die Karossen polieren während sie auf ihre Herren warten. 
Staunende Touristen mit Stielaugen. 
Transvestiten, die alle an einer einzigen Kreuzung stehen um dort Flyer zu verteilen. 
Mädchen in knappen und aufreizenden Kleidchen, die aber auf diese Weise normal und daher immer so angezogen sind. 
Prostituierte, die (für unseren Kleidungsgeschmack) so gewöhnlich und unauffällig angezogen sind, dass ich sie erst sehr spät als solche erkannt habe. 
Gruppen ganz gewöhnlicher junger Menschen, die vor ganz gewöhnlichen Restaurants zum Abendessen anstehen. 
Hostessen, gestylt wie Prinzessinnen.
Flyerverteiler und Werbeschildträger, gern etwas zweilichtig aussehend, oft in HipHop-Klamotten, oft - was selten ist - etwas dicklich, aber immer mit dem für das Wetter passendem Schuhwerk ausgestattet (Gummistiefel, Plastikhausschuhen), die auch gerne mal zusammen um einen Einweggrill sitzen und sich ihr Abendessen zubereiten.
Ältere Männer mit Hostessinnen im Arm, denen man ansieht, dass sie gerade von einer Bussiness-Besprechung aus einem Hostessenclub kommen und gerade zum Taxi gebracht werden.
Restaurantbesitzern, die mittlerweile blind für alles um sie herum sind.
Ich.
Und:
Die ホスト (Hosts), die männliche Ausgabe der Hostessen und ein Faszinosum an sich (auf das ich gerne einmal gesondert und ausgiebig eingehen möchte)

Dieses bunte Treiben von Menschen kombiniert mit dem für Tokyo typischen Neonlichterdschungel, einer Ansammlung an quietschbunten, vor Kitsch strotzenden Love- und Kapselhotels, kleinen Gassen mit Izakayas, vor denen man auf Getränkekästen sitzt, trinkt und isst, hunderten Nudelsuppenlokalen, nachts vollgekotzten und morgens wieder saubergemachten Straßen, Baseball-Batting-Centern, Hostessen- und Hostclubs, Blumengesteckgeschäften und mittendrin ganz normalen und offensichtlich ureingesessenen Einzelhandelsgeschäften ist die konzentrierteste Ladung "Tokyo", die ich mir vorstellen und wünschen kann. An der Station in Shinjuku angekommen, hole ich den MP3-Player hervor, mache gute Musik an, nehme die Kamera in die Hand und mache mich auf den Heimweg, der durch die Unterlegung mit Musik oft einem Computerspiel gleicht. Zwar fühle ich mich wie ein Teil dessen, aber auch wie ein Beobachter, der durch dieses bunte Treiben hindurchschwebt. 15 Minuten intensivste Wahrnehmung.....dann überquere ich die Straße, biege in die kleine Gasse ein, in der ich wohne, laufe an koreanischen Restaurants vorbei. Vor dem einen ein 24h in voller Lautstärke laufender Fernseher mit Kochsendungen und vor dem anderen ein 24h angeketteter Hund, der grundsätzlich von mehreren Japanerinnen umringt, als kawaii bezeichnet und fotografiert wird. Dann wird es ruhiger, immer ruhiger und dann bin ich zu Hause.

Ich liebe diesen Heimweg. Und er macht mich immer glücklich und macht mir bewusst, wie toll es ist, dass ich hier momentan wohne.








Dienstag, 4. Mai 2010

?...!...!

Köln? Tokyo?Auf jeden Fall der Ort meinter Hochzeit!


Paris? Tokyo? Nur erkennbar an kleinen Accent-Unrichtigkeiten und Plastikkaffeebechern. 
Ansonsten: einfach wunderbar!


Klarer Fall! So schöne Baustellenhinweisschilder gibt es nur in Japan!