Dienstag, 27. April 2010

mother kurkku


































Gestern war ein schöner Tag. Obwohl Wolken und Regen angesagt waren, hat die Sonne geschienen. Ich habe nach der Schule also spontan beschlossen, das auszunützen und einen Halt in meinem absoluten Lieblingscafé zu machen um mir seit langem einmal wieder ein Mittagessen zu gönnen und dabei zu lernen, um den restlichen Tag frei zu haben.
Vor einiger Zeit habe ich dieses auf einem kleinen Umweg meines Schulwegs entdeckt. In einer ruhigen Seitenstraße, mit angenehmen Leuten, leckerem Essen, extrem leckeren Kuchen, schöner Inneneinrichtung, durchwegs guter Musik und zudem noch dem allerbesten: riesige Fenster, die man aufschieben kann, um das Gefühl des "Draußen-Sitzens" zu erhalten. Das kann man in Cafés in Tokyo nämlich leider nur sehr selten, ob es nun aus Platzgründen ist oder weil man in der Schwüle des Sommers einfach nur froh ist, wenn man so wenig Zeit wie möglich draußen verbringen muss....
Dennoch. Gerade ist es unheimlich schön, ein paar Sonnenstrahlen einfangen zu können und in diesem Café kann man das sehr gut. Zudem kann man noch toll beobachten, kleine Pläuschchen mit den Kellnern halten (von denen einer schon einmal gefragt hat, was ich denn da lerne und dass ich fragen soll, wenn ich etwas nicht wüsste, weil er gerade eine Ausbildung zum Japanischlehrer mache), immer mindestens einen Mini Cooper vor dem Haus bewundern und sich einfach nur rundum wohlfühlen, um dann entspannt nach Hause zu kommen, um zu wissen: Lernen musst du heute nicht mehr und, ach, war das wieder schön!



Das obere Geschoss hat eine offene Küche, in der ich schon oft fasziniert beim Zubereiten der tollen Desserts und Kuchen zuschauen konnte...



...oder bei geschlossenen Fenstern dem Mann am Nachbartisch.



Ein typisches ranchisetto (lunchset): hanbaagaasteeki (Frikadelle mit Soße und Beilage), suupu (Suppe), sarada (Salat) und dorinku (Getränk). Meistens für 1000Yen und meistens sehr lecker.



Und hier ein typisches keekisetto (cake set): keeki (Kuchen) und tii (Tee). keekis sind hier immer wunderschön dekoriert, sehen perfekt aus und schmecken wirklich gut. Es gibt zwar meist in jedem Café die gleiche Auswahl (Käsekuchen, gâteau au chocolat, Chiffoncake und die dann manchmal mit anderen Sorten ergänzt), aber zum Glück entsprechen Schokoladen- und Käsekuchen den Sorten, die ich ziemlich wahrscheinlich auch bei einer größeren Auswahl bestellen würde und sind zudem extrem gut (dieser Käsekuchen z.B. ist mit Walnussteig...mmmh).

Kuriositäten

Toilettenpapier mit schönem Namen.

Welche ist frei? Welche nicht? Und was für eine Art Toilette ist das dann?

Wenn die Wohnung zu eng wird für die ganzen Schuhe, Klamotten und Hündchen...("rental space!")

20cm Beine, 150cm Oberkörper

Aha.


What a band name!

Samstag, 24. April 2010

Frühling

Endlich wird es auch in Tokyo Frühling. Blümchen und Kräuter sprießen...



 ...und die Hormone sprießen mit.



Dass die Sonne rauskommt, war wirklich höchste Zeit. Tokyo ist in den letzten Wochen komplett in Wolken und Regen versunken. Nasse Schuhe, nasse Füße und dadurch hervorgerufene Triefnase inklusive. Aber nicht nur physisch setzt so ein Wetter einem zu. In Tokyo wird dadurch auch das Nervenkostüm des gemeinen Radfahrers oder Fußgängers strapaziert:

Fahrradfahren wird in sofern noch anstrengender und gefährlicher als dass die sich sowieso schon unlogisch verhaltenden lokal ansässigen Fahrradfahrer jetzt nicht mehr nur entweder im Schneckentempo vor einem auf der richtigen Straßenseite fahren oder in Raketengeschwindigkeit einem auf der falschen Straßenseite fahrend entgegenschießen und man nicht weiß wohin man ausweichen soll, weil ja links gleich Gehsteigkante und rechts gleich unzurechnungsfähige Taxifahrer. Bei Regen halten diese natürlich Regenschirme in der Hand. Meist nach vorn gerichtet, damit der Regen einem nicht ins Gesicht peitscht, man dadurch aber auch nur noch 1m Straße vor einem sehen kann. Dass sie mit der anderen Hand nicht noch das Handy in der Hand halten um zu telefonieren kann ich nur darauf zurückführen, dass sie nicht wollen, dass dieses heißgeliebte Objekt nass wird. Normalerweise tun sie das nämlich.

Zu Fuß gehen dagegen bringt die Möglichkeit mit sich, sein Augenlicht zu verlieren. Kontrolle über den Regenschirm über einem ist nämlich eher gering ausgeprägt. Genau wie die Fähigkeit, die Größe von eben diesem einschätzen zu können. Die Gehsteige sind also noch voller als sonst und die Wahrscheinlichkeit an langsam, sehr langsam und extrem langsam laufenden Leuten vorbeizukommen, schwindet rapide oder wird wie gesagt gefährlich für die eigenen Augen.

Das alleine strapaziert je nach Tagesverfassung das Nervenkostüm schon beträchtlich. Leider kommt aber noch hinzu, dass man mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit davon ausgehen kann, dass, kommt einem an einer engen Stelle jemand entgegen und man hebt den Schirm, damit man aneinander vorbeikommt, dieser jemand seinen Schirm im letzten Moment ebenfalls hochhebt, so dass - reagiert man selbst nicht doch noch schnell genug und in ALLERletzter Sekunde - die Schirme gegeneinanderstoßen und sich im schlimmsten Fall der Schwall des sich auf beiden Schirmen angesammelten Wassers über einem ergießt.

Wenn man daher nicht vollkommen durchdrehen will, muss man versuchen, das Ganze mit Humor zu sehen.
Als ich Donnerstag Abend also ins Kino gelaufen bin, habe ich einen Test gemacht. Immer wenn mir jemand entgegen kam, habe ich den Schirm gehoben - und ALLE haben ihn auch gehoben.

Zum Glück soll jetzt erstmal eine Zeit lang die Sonne scheinen.

Dienstag, 13. April 2010

Hanami paato tsu (japenglisch für "part two")

Am Wochenende hat die Sonne geschienen. Das war also die allerletzte Chance, sich nochmal die wunderschönen Kirschblüten und die darunter versammelten wunderschönen Japaner anzuschauen ohne sich dabei Körperteile abzufrieren oder klitschnass zu werden. Pünktlich zum Montag hat es nämlich nach der wochenendlichen, wunderschönen Pause wieder wunderschön das Schütten angefangen, was zur Folge hatte, dass die wunderschöne Kirschblüte nun wirklich ihr wunderschönes, aber jähes Ende gefunden hat und sich Japan wieder der wunderschönen Normalität widmen kann (zumindest so lange bis ein neuer Anlass kommt, um durchzudrehen).
Und da ich noch keine Aufnahmen von den wunderschönen Kirschblüten hatte, habe ich dies nachgeholt.
Es war...?! Na?! Jawohl: W-u-n-d-e-r-s-c-h-ö-n!



























Gegen Nachmittag wurde es etwas windig. Mit jeder Böhe wehten daher tausende Blütenblätter von den Bäumen, die wie ein frühlingshafter Schneesturm aussahen. Das war - und das meine ich jetzt ehrlich- wirklich wunderschön! Vor allem weil mit jeder Böhe auch ein unglaublich lautes, teils bewunderndes, teils hysterisches Raunen durch den ganzen Park schallte.


























Und hier noch ein -wie im letzten Text berichtet- Sakura-ös dekorierter Getränkeautomat.

Donnerstag, 8. April 2010

Was für eine Postwurfsendung!

Ich kann mich gar nicht entscheiden, was für ein Implantat ich nehmen soll oder in welche Form ich mir meine Brüste massieren lassen soll....schwierig so was.

Hanami


Endlich Frühling! Endlich Kirschblüte! Endlich Hanami!

Darauf hat sich Japan ein ganzes Jahr gefreut. Wenn ich jetzt noch „Endlich Sonne!“ schreiben könnte, wäre der japanische Frühling wohl perfekt. Leider spielt der uns aber dieses Jahr einen Streich und bescherte bisher vielleicht zwei Sonnentage und ansonsten Kälte wie im Winter und viel, viel Regen.

Da die Japaner ihre Kirschblüte aber verehren wie nichts Anderes, lassen sie sich auch von schlechtesten Bedingungen nicht davon abhalten, die heißgeliebten weiß-rosa Blüten zu verehren und zu feiern. Und so wurde schon vor Wochen ALLES auf die Sakura-Saison vorbereitet: Schaufensterdekorationen änderten sich in Blütenmeere, die typischen omiyage (Süßigkeiten/Mitbringsel) waren plötzlich alle rosa oder weiß, an die Straßenlaternen wurden Plastikkirschblüten gehängt und sogar „Starbucks“ änderte sein Sondersortiment: Man kann jetzt rosa/weißes Sakurahotfrapuccinolattecoffeeicedchaimocha (oder so ähnlich) in zwei Varianten kaufen und auch die dort verkauften Bodum-Kannen zum Tee zubereiten sind gerade rosa und nicht schwarz.

Und weil ich so schnell nicht mehr im Frühling nach Japan kommen werde und dieses Spektakel wirklich sehenswert ist, stürzte auch ich mich am Sonntag bei eisigen 9°C in die Menge.
Ich fuhr mit meinem Nachbar mit dem Fahrrad zum Yoyogi-Park, um dort Freunde von ihm zu treffen. Mit dem Fahrrad zu fahren, war eine sehr weise Entscheidung, denn schon kurz vor dem Yoyogi-Park waren die Straßen plötzlich wesentlich voller, Polizeiautos plärrten aus ihren Lautsprechern, dass man sich bitte links halten solle, weil es doch so voll sei. Die Ausländer-/Touristendichte stieg schlagartig an. Die zwei Ausgänge der Bahnstation waren so voll, dass wir mit unseren Rädern fast nicht durchkamen. An den jeweiligen Fußgängerübergängen standen jeweils vier Polizisten, die die Fußgänger schnell noch über die Straße scheuchten wenn die Ampel für die Autofahrer auf grün schaltete, damit der Verkehr einigermaßen normal fließen konnte.
Vom Park her schallte schon eine Mischung aus vielen feiernden Menschen gemischt mit unerwartet lauter Musik. Die üblichen Fressbuden verteilten den üblich guten bis widerlichen Geruch, die Müllberge stapelten sich vor den Eingängen zum Park und die Menschenmassen drängten sich hinein. Bisher war noch kein wirklich großer blühender Baum zu sehen. Aber das ist den Japanern egal. Zur Hanami-Zeit schart man sich auch um ein Ginstergestrüpp um feiern zu können.

Im Park selbst war so gut wie jede Grünfläche mit blauen Planen bedeckt, die wiederum mit Menschen und Essen bedeckt waren. Ich finde es hierbei mal wieder sehr faszinierend, dass wirklich 95% dieser Millionen Menschen im Park die gleichen blauen Plastikplanen benutzen.
Das Nette daran ist, dass wohl viele diese blauen Planen nach der letzten Park-Party zurücklassen, so dass sich die Obdachlosen diese nehmen können um damit entweder ihr Hab und Gut auf kleinen Karren zu bedecken oder sich daraus Zelte in den Parks zu bauen. Was man hier leider sehr viel sieht. Allgemein ist die Anzahl der Obdachlosen unglaublich angestiegen im Vergleich zu den letzten Jahren, die ich hier war. Die Wirtschaftskrise wird einem in Tokyo, der Hauptstadt eines Landes, das sich über Arbeiten definiert und vom Konsum lebt, durch die Obdachlosen wirklich knallhart verdeutlicht. Aber ich will hier nicht abdriften. Das ist ein Thema für sich, wenn auch ein wirklich interessantes, schockierendes und rührendes zugleich.

Wir gesellten uns also auf die Plane der Freunde meines Nachbars – vorher zogen wir uns natürlich die Schuhe aus, denn das macht man so – und versuchten zu verdrängen, dass es unglaublich kalt war. Unglaublich kalt! Vor allem natürlich an den Füßen. Und das war auch genau der Grund, warum ich es nicht wirklich lange ausgehalten habe und auch nicht wirklich viele Fotos gemacht habe. Es war einfach zu unangenehm. Da die meisten Japaner dieses Ereignis aber nützen um sich ab morgens um 9Uhr (Denn da muss man kommen um die besten Plätze ergattern zu können. Was bedeutet, dass die Firmen-Neulinge sich genau um diese Zeit in den Parks einfinden müssen, um die Plätze für das Firmen-Hanami am Abend zu besetzen!) auf ihren blauen Planen zu betrinken und eine riesige Party zu feiern, hatten sich diese wohl schon von innen zu Genüge mit Alkohol gewärmt und die Kälte offensichtlich nicht so wahrgenommen wie ich: sie tanzten, spielten Federball, Fußball, lachten und schrien ausgelassen, veranstalteten kleine Theateraufführungen und so weiter und so weiter. Kurz gesagt: sie waren einfach so wie sie sind und durften es auch sein…also so, wie sie es wahrscheinlich niemals sonst an einem Sonntag im Park sein würden. Ein bisschen schade, eigentlich.

 

Mir fällt gerade auf, dass ich kein einziges Foto von Blüten gemacht habe. Vielleicht hole ich das dieses Wochenende nach und fotografiere halbverblühte Blüten?!